L I E D E R D E R F R E I H E I T — L I E D E R D E S L E B E N S
Als wir uns dafür entschieden, »Echte
Freude« als Titel für unsere entstehende
CD zu wählen, begannen wir uns auch zu
fragen, was »echte Freude« überhaupt
sein mag und warum sie so wichtig
und besonders ist. Neben das Gefühl
trat also der Anspruch des Verstehens.
Und so wollen wir einige Gedanken
zum Begriff der Freude und zu unseren
Beweggründen für die Wahl dieses
Titels auch dem Hörer dieser CD nicht
verschweigen.
Gemeint ist sicherlich nicht die Freude,
die uns ohne Anstrengung versprochen
wird, die aus Plastik, bunten Bildern oder
Zucker ist, die man herunterladen oder
anschalten kann!
Über diese schimpfen ja nun schon
einige, aber dann ist doch wieder jeder
froh über das angenehme Leben, das
uns die Technik beschert. Nach und
nach werden uns die meisten Mühen
abgenommen, selbst die Ärmsten haben
genug zu essen und werden dabei
»prächtig« unterhalten, von den Reichen
ganz zu schweigen.
Aber die »echte Freude«? Sie ist auf
dem Rückzug! Ihr droht »der Wärmetod
des Gefühls«, wie Konrad Lorenz eine
der »acht Todsünden der zivilisierten
Menschheit« nennt. Er schreibt: »Vor allem
ist es die Freude, die durch wehleidige
Unlustvermeidung unerreichbar gemacht
wird. [...] Wenn man [...] verschwitzt und
müde, mit durchgekletterten Fingern
und schmerzenden Muskeln auf dem
Gipfel eines schwer besteigbaren Berges
ankommt, mit der Aussicht, alsbald noch
die Mühen und Gefahren des Abstieges
bestehen zu müssen, so ist dies alles
wahrscheinlich kein Genuss, aber die
größte Freude, die man sich denken
kann.«
Wenn nun Schmerzen und Mühen
oder auch Trauer und Zorn immer nur
vermieden werden, um es sich bequem
zu machen, geschieht zweierlei: Zunächst
werden immer extremere Reize nötig,
um noch Genuss empfinden zu können,
und letztlich droht unausstehliche
Langeweile, in der die wertvolle Fähigkeit,
sich ernsthaft um eine Sache oder einen
Menschen zu bemühen und auch Tiefen
des Lebens zu bestehen, verlorengeht.
Das tägliche Leben auf Fahrt und Lager
aber schenkt jedem Bündischen und
so auch uns Freibündern die Erfahrung,
noch zu wissen, wie es sich anfühlt, auf
dem besagten Berggipfel zu stehen. Wie
kalt nasse Klamotten werden können,
was wirklicher Hunger ist, wie weit ein
Weg werden kann und wieviel Übung
das Gitarrenspiel verlangt. Kurz: Wir
wissen, welche Mühen auf Fahrten und
Lagern immer wieder zu meistern sind ─
und können uns doch nichts Schöneres
vorstellen!
Unsere eigene Vergänglichkeit können
wir nicht verhindern, den »Wärmetod«
der starken Gefühle aber sehr wohl. Mag
diese CD einen Eindruck jugendbewegter
Lebensfreude vermitteln ─ die »echte
Freude« erleben muss jeder selbst!
Helmut